Zu Beginn des letztes Jahres waren wir so in Vorfreude auf unseren Joel. Nach der schwierigen Schwangerschaft sahen wir endlich ein Ziel in Sicht und konnten uns so langsam etwas entspannen, da eine Geburt ab diesem Zeitpunkt nicht mehr allzu gefährlich gewesen wäre. Wir malten uns aus, wie es wohl sein würde, ihn endlich in den Armen halten zu können, wir stellten uns vor wie er aussehen könnte, ob er uns ähnlich sehen würde und wir träumten vom Familienleben. Ich machte mir natürlich Gedanken um die Geburt (wobei "Gedanken" hier ein KLEIN wenig untertrieben ist ;-)).
Am 6. Februar war es dann soweit. Am Tag zuvor hatte ich die Wehenhemmer abgesetzt und schon ein paar Stunden später war es unverkennbar, dass die Geburt bevorsteht. Den Tag über verbrachten Benny und ich im Krankenhaus, wo ständig CTG´s geschrieben wurden. Am Abend hatten wir die Wahl, nach Hause zu gehen oder in der Klinik auf die Geburt zu warten. Nachdem ich in dieser Schwangerschaft schon so lange im Krankenhaus war, wollte ich wieder nach Hause und vor allem Benny bei mir haben. Naja...schon auf der Heimfahrt bekam ich immer stärkere Wehen und kaum waren wir zuhause angekommen und hatten uns auf die Couch gelegt (ich mit dem Gedanken dass ich mit diesen Schmerzen unmöglich die Nacht überstehen kann), ist die Fruchtblase geplatzt und Benny hat mich mit geschätzten 250 km/h durch die 120er Zone ins Krankenhaus gefahren. Zu diesem Zeitpunkt waren meine Schmerzen schon so stark dass ich der Hebamme nicht mal mehr vernünftig Antworten geben konnte:) Nur eine Stunde und 20 Minuten später war unser kleiner Joel schon da! Obwohl die Erinnerung an die Geburt für mich sehr schlimm war, wurden meine Gedanken in den folgenden Tagen von einer Liebe durchflutet die ich nicht für möglich gehalten hätte. In den folgenden Wochen wuchsen wir immer mehr als Familie zusammen, auch wenn die erste Zeit oft hart war. Ich hatte ziemliche Wochenbettdepressionen und aufgrund des monatelangen Liegens körperlich total abgebaut. Somit war ich oftmals einfach am Ende meiner Kräfte. Joel hatte aufgrund der Frühgeburt, der vielen Tabletten die ich während der Schwangerschaft nehmen musste und (meiner Überzeugung nach) auch des unglücklichen Ablaufs im Krankenhaus nach der Geburt verschiedene Schwierigkeiten. Wir haben die Zeit aber zusammen gemeistert und uns in unsere neue Rolle eingefunden. Und mit der Zeit auch gelernt uns als Paar nicht zu vergessen. Wir nehmen uns Auszeiten und reden viel miteinander. Im Alltag staut sich so manches auf, und wir haben gelernt, sofort miteinander zu sprechen wenn etwas nicht stimmt oder wir einfach im Stress den Anderen "vergessen".
Joel endlich Zuhause - ca. 1 Woche alt |
Im März hat Benny seinen 30. Geburtstag gefeiert. Wir haben mit seinen und meinen Eltern gebruncht und Joel war an seinem Lieblingsort im Tragetuch mit dabei :-) Normal hätte er zu der Zeit noch im Bauch sein sollen, aber er wollte diesen Tag wohl nicht verpassen;-)
Am 7. Mai haben meine Eltern nach über 30 Ehejahren ihr Eheversprechen erneuert und sich bei einer traumhaft schönen Zeremonie auf der Jagstinsel der Jagstmühle ein zweites Mal das Ja-Wort gegeben. Ich bewundere und achte meine Eltern schon immer so sehr für die Liebe die sie füreinander haben, die sie in diesen vielen Ehejahren nie verloren haben und die man erkennen kann wenn man die Beiden miteinander sieht. Sie haben viele schwierige Zeiten miteinander durchlebt, einander verziehen und ihre Liebe immer über alles gestellt. Ich denke nur so kann eine Liebe und eine Ehe wirklich ein Leben lang halten. Nicht, wenn man sich in den Vordergrund stellt, mit seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen an erster Stelle. Nicht, wenn man den Anderen spüren lässt, dass er vielleicht in manchen Dingen nicht so ist, wie man das gerne hätte. Nicht, wenn man sein eigenes Leben "durchzieht", und den Anderen als "Bestandteil" in diesem Leben ansieht, der zwar in mancherlei Hinsicht nicht so ist, wie man sich das erträumt hat und der einen vielleicht auch schon sehr enttäuscht hat, aber der eben zwangsläufig zu einem gehört und mit dem man sich irgendwie arrangieren muss. So funktioniert es nicht, denn so hat das Wichtigste in der Ehe, nämlich die Liebe, keine Chance mehr. Meine Eltern sind für mich in dieser Hinsicht mein Vorbild. Sie leben ihre Ehe, mit allen Höhen und Tiefen, aber immer in Liebe. Deshalb war diese Trauungszeremonie am 7. Mai sehr Besonders für mich.
Am 8. Mai, also einen Tag später, hatten Benny und ich unseren ersten Hochzeitstag. Wir hatten in der Jagstmühle übernachtet und konnten so unseren Tag an dem Ort verbringen, der für uns in den letzten Jahren zu etwas ganz Besonderem geworden ist und wo unsere kirchliche Hochzeit ein halbes Jahr zuvor ihren Abschluss fand. Gleichzeitig war es unser erster Mini-Urlaub mit Joel. Es war ein perfekter Tag für uns!
Im August haben wir meine Eltern am Bodensee überrascht und dort ein paar tolle Tage verbracht. Benny und ich konnten wieder mal ein bisschen Zeit zusammen genießen und Joel an Oma und Opa abgeben.
Im Oktober und November haben wir nochmals zwei wunderschöne Kurzurlaube in Wertheim und in Hagnau am Bodensee verbracht. Die Zeit vor diesen Urlauben war ziemlich stressig für uns, Benny hatte enorm viel Arbeit im Geschäft und wir haben uns kaum gesehen. Ich war sehr mit Joel eingespannt, der zu dieser Zeit 6 Zähnchen auf einmal bekommen hatte und einfach immer schlecht drauf war und Programm rund um die Uhr brauchte. Es kam einfach zu viel zusammen und wir haben beide gemerkt, dass wir an unsere Grenzen kommen und nur noch aneinander vorbeirennen. Die Urlaube haben wir bewusst dazu genutzt, viel miteinander zu reden, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und unsere gemeinsamen Ziele und Wünsche wieder in den Vordergrund zu stellen. Diese Tage haben uns einfach so gut getan und wir sind seitdem wieder bestärkt in unserem gemeinsamen Leben und wissen besser, was der Andere in diesem immer noch neuen Familienleben braucht.
Dazwischen haben wir 2011 unendlich viele besondere Tage als Familie erlebt. Nicht Besonders, weil wir irgendetwas Spezielles unternommen hätten. Besonders einfach nur deshalb, weil wir sie als Familie verbringen konnten. Weil wir Joel bei uns hatten. Weil wir zuschauen konnten, wie er heranwächst. Weil wir Teil davon sein konnten. Wir haben so viele Momente zum Lachen erlebt, Momente die uns sprachlos gemacht haben, Momente die uns vor lauter Liebe für diesen kleinen Knirps die Luft genommen haben, Momente, an die wir uns ewig erinnern werden. Genauso gab es Momente, in denen wir ratlos waren, wütend, verzweifelt und genervt. Und natürlich die Momente, die an sich nichts Besonderes hatten, all die kleinen Momente - Joels erstes Lächeln, ihm beim Schlafen zu beobachten, Nachts seinen warmen Atem zu spüren und ihn zu riechen - all das sind so kostbare Momente, die das Leben mit unserem kleinen Joel zu einem unschätzbaren Geschenk machen.
Und auf genau diese Momente freue ich mich auch in diesem Jahr 2012. Weil es auch diese Momente nur einmal geben wird und ich in jedem von ihnen Dankbarkeit empfinden möchte. Ich freue mich auf ein weiteres Jahr mit meinen zwei Liebsten an meiner Seite.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen